China, Lateinamerikas neuer Banker

16/03/2015
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Die von China gewährten Kredite haben sich in ein Instrument der Außenpolitk gewandelt. Sie vermindern den Einfluß von Finanzinstitutionen unter der Egide der USA in strategisch bedeutsamen Regionen und erlauben gleichzeitig eine engere Anbindung an seine (Chinas) wichtigen Handelspartner.
 


Im Laufe des Jahres 2014 haben die chinesischen Banken 22,1 Milliarden Dollar Kredite gewährt, so weist es zumindest der Interamerikanischen Dialog aus[1]. Angesichts der Entsschleunigung der Weltwirtschaft und dem Aufkommen immer neuer geopolitischer Spannungen sieht sich China dazu aufgefordert, seine Bindungen zu Ländern mit Rohstoffüberschüssen (Öl, Gas, Metalle, Mineralien, Wasser, biologische Vielfalt, usw.) zu verstärken.
 
Fast alle gewährten Kredite entsprechen denen der China Development Bank und der China Export-Import Bank, jedoch beteiligten sich daneben die ICBC und die Bank of China. Es muss natürlich berücksichtigen, dass Hilfen unter 50 Millionen Dolar nicht mitaufgeführt werden, so bedeutet die Zahl dennoch einen Anstieg von 70% im Vergleich zu den 12,9 verliehenen Milliarden  aus 2013.
 
Seit 2005 (als die Datenbank des Interamerikanischen Dalogs seine ersten Listen dazu anlegte) bis einschließlich 2014, hat China einem Betrag von 119 Milliarden gewährt[2]. Die chinesischen Kredite übersteigen den Betrag, den die Ex-Im der Vereinigten Staaten, der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) und die Weltbank zusammen zugestanden, was eine Situation hervorruft, die eine Schwächung der Washingter Hegemonie in der Region bedeutet[3].
 
In dieser massiven Krediterteilung manifestiert sich die enge Zusammenarbeit, die China zu den lateinamerikanischen Ländern pflegt. Im neuesten Gipfel der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC, der 33 Länder angehören) kündigte der chinesische Präsident Xi Jinping an, dass für 2020 ein Umfang von einer halben Billion Dollar zwischen den beiden geopolitschen Polen angestrebt sei, mit Investitionen von 250 Milliarden Dollar[4].
 
Gleichzeitig muss die Bildung von strategischen Assoziierungsabkommen hervorgehoben werden, die einige südamerikanische Länder, die zusammen 90% der Kredite des vergangenen Jahres auf sich vereinigen: Brasilien, welches sich als Hauptempfänger mit 8,6 Milliarden Dollar konsolidieren konnte, gefolgt von Argentinien mit 7 Milliarden, Venezuela mit 5,7 Milliarden und schließlich Ecuador mit 820 Millionen.
 
Nach der Krise der US-amerikanischen IT-Branche begannen die Zentralbanken der Industrieländer die Vergabe ihre Kredite auf dem internationalen Markt noch globaler auszurichten. Der Anstieg der Preise für Primärrohstoffe seit 2002 machte aus Lateinamerika bei der Suche nach attraktiven und rentablen Räumen eine der Lieblingsregionen für Investitionen dieser Art.
 
Heute, über sechs Jahre, nachdem die Finanzkrise 2008 über uns hereingebrochen ist und angesichts der extremen Schwankungen auf den Finanzmärkten, hervorgerufen durch die immer weiter fortschreitende Aushöhlung des Kartenhauses Finanzsektor, haben sich die Chinesen zu den Lieblingsbankiers der schwächelnden Wirtschaften gewandelt, zumal sie Anleihen mit geringerem Zins und zu weniger Bedingungen anbieten als vergleichsweise die europäischen und US-Banken. Nach Schätzungen durch Fred Hochberg, Präsident der amerikanischen Ex-Im Bank, haben die chinesischen Körperschaften in den letzten beiden Jahren 650 Milliarden auf der ganzen Welt verstreut positioniert.
 
Zweifelsohne gibt es sie, die perverse andere Seite der Medaille, sprich des Geldes. Es scheint alles darauf hinzudeuten, dass die chinesischen Hilfen im Tausch gegen an zukünftige Auslieferungen von Primärstoffen geknüpft sind und sich vielmehr an Projekte des Investments im Bereich des Abbaus (Landwirtschaft, Bergbau, Energie, usw.) orientieren, als an der Stützung der technologischen Entwicklung. Damit einher geht das Risiko, dass man das Abhängigkeitsverhältnis zum Erstexporteur der lateinamerikanischen Staaten zementiert und die Gefahr von Besitzenteignungen gegenüber den einheimischen Völkern vervielfacht.
 
Auf der anderen Seite, mahnt Kevin Gallagher, verantwortlicher akademischer Experte der Datenbank des Interamerikanischen Dialogs, in einem Interview mit der Deutschen Welle, vor den wachsenden Risiken, die über den lateinamerikanischen Ländern hereinzubrechen drohen, die sich opportun Frischgeld beim asiatischen Riesen besorgen, um trotz ihrer Schulden liquid zu sein.[5].
 
Der freie Fall der Währungen in der Region im Vergleich zum Dollar, sowie die hartnäckige Deflation (sinkende Preise) am Markt für Rohstoffe, haben einen Anstieg des Imports bewirkt und, konsequenterweise, die Verringerung des Überschusssaldos (Girokonto) der Wirtschaften, die exportorientiert arbeiten. Wie vorauszusehen, wird die Rentabilität der Investitionsprojekte, die mit den Abbauzweigen der Wirtschaft verbunden sind, in den kommenden Monaten signifikant zurückgehen.
 
Wenn also die Flaute der Not leidenden Länder wieder an Fahrt zulegt, erleidet der Geist der Zusammenarbeit Sur-Sur zwischen China und Lateinamerika möglicherweise Schiffbruch. Mitten in der Krise existiert die Gefahr, dass die chinesischen Banken unter anderen zur Verfügung stehenden Mitteln, die imperialen Zwangsmaßnahmen, die der Internationale Währungsfond in der Region Lateinamerika anwendet, ebenfalls gebrauchen wird. (Übersetzung: Jürgen Seufert)
 
- Ariel Noyola Rodríguez, Ökonomist und Absolvent der Universidad Nacional Autónoma de México.


[1] «China-Latin America Finance Database», Kevin P. Gallagher und Margaret Myers, Inter-American Dialogue.
[2] «China keeps credit flowing to Latin America’s fragile economies», Kevin P. Gallagher und Margaret Myers, The Financial Times, am 27.02.2015.
[3] «China Kicks World Bank To The Curb In Latin America», Kenneth Rapoza, Forbes, am 26.02.2015.
[4] «Despite US-Cuba Detente, China Forges Ahead in Latin America», Shannon Thiezzi, The Diplomat, vom 09.01. 2015.
https://www.alainet.org/es/node/168256
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